Physiotherapie - Ein hinkendes System?
Die NDR Story berichtete heute, 09.12.2024, 45 Minuten lang über die Probleme in der deutschen Physiotherapie.
Der Beitrag wurde schon vom SWR am 15.05.2024 gesendet.
Die NDR Story beleuchtet die Herausforderungen der Physiotherapie in Deutschland. Die Sendung deckt auf, warum physiotherapeutische Behandlungen oft nicht die gewünschten Ergebnisse erzielen und wie das System verbessert werden könnte.
Kernpunkte der Sendung: Probleme im deutschen System:
• Arbeitsausfälle:
• Verordnungspraxis:
• Internationale Vergleiche:
• Reformbedarf:
- Falsche Verordnungen, Mangel an Therapeuten und veraltete Methoden werden thematisiert.
• Arbeitsausfälle:
- Die Reportage zeigt, dass Muskel-Skelett-Erkrankungen zu erheblichen Fehlzeiten führen - 373 Arbeitsfehltage je 100 Versicherte der DAK-Gesundheit im Jahr 2023.
• Verordnungspraxis:
- In Deutschland entscheiden Ärzte über die Therapie, während in anderen Ländern Physiotherapeuten mehr Autonomie haben.
• Internationale Vergleiche:
- Die Sendung blickt in die Niederlande und die Schweiz, um alternative Ansätze zu untersuchen.
• Reformbedarf:
- Mit der anstehenden Überarbeitung des Gesetzes über die Berufe in der Physiotherapie im Jahr 2024 werden mögliche Verbesserungen diskutiert.
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Die deutsche Wirtschaft schwächelt nach wie vor, was in der Vergangenheit häufig eine Reduktion der freien Arbeitsplätze zu Folge hatte. Diese Zeiten sind offensichtlich vorbei. Zwar sank die Zahl offener Stellen in Deutschland zwischen Juli 2023 und Juni 2024 um 4,2 Prozent, allerdings sind 1,3 Millionen vakante Arbeitsplätze historisch betrachtet weiterhin sehr hoch. Das sagen zumindest die Zahlen des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA). Gleichzeitig steigen die Arbeitslosenzahlen – nicht aus Lustlosigkeit, sondern vor allem aufgrund fehlender Qualifikationen. Fast jede zweite Stelle für Fachkräfte ist unbesetzt – was auch dem Gesundheitssektor zu schaffen macht.
Ganz oben auf dem Treppchen
Um den Bedarf an Fachkräften zu quantifizieren, berechnet das KOFA regelmäßig die Fachkräftelücke einzelner Berufe. Diese beschreibt die Anzahl offener Stellen, für die es auf dem Arbeitsmarkt keine entsprechend qualifizierten Arbeitslosen gibt.
Mit über 47.000 unbesetzten Stellen weist das Gesundheitswesen die größte Fachkräftelücke aller Wirtschaftszweige auf.
Angeführt wird diese Liste
• auf Platz 3 von den Pflegekräften (7.079 offenen Stellen, 15 Prozent der Fachkräftelücke)
• auf Platz 2 von den zahnmedizinischen Fachangestellten (7.342 offene Stellen, ebenfalls 15 Prozent der Fachkräftelücke
• auf Platz 1 (Trommelwirbel) von der Physiotherapie (11.584 offene Stellen, 24,5 Prozent der Fachkräftelücke im Medizinsektor)
In absoluten Zahlen lässt damit die Physiotherapie jeden anderen Beruf im KOFA-Bericht 10/2024hinter sich. Auf Platz zwei der meistgesuchten Fachkräfte insgesamt rangieren Fachkräfte für Bau-Elektrik mit 10.338 offenen Stellen. Zum Vergleich: Bei den dringend benötigten ErzieherInnen liegt der Wert bei 5.498 offenen Stellen.
Folgen für die Gesellschaft
Folgen für die Gesellschaft
Der Bericht betont, dass in allen Sektoren auch Rückkopplungs-Effekte auf die Wirtschaft und damit auf die Gesellschaft entstehen. So zwingt etwa eine unzureichende Versorgung in der der Alten- oder Krankenpflege Angehörige dazu, ihre Arbeitszeiten zu reduzieren, um sich um die Pflege zu kümmern. Gleichzeitig belastet der demografische Wandel den Sektor zusätzlich. Eine alternde Gesellschaft benötigt mehr medizinische Versorgung, während die Verfügbarkeit von Fachpersonal stagniert oder oft sogar sinkt. Qualitativ hochwertige Physiotherapie könnte die ohnehin noch existierenden Fachkräfte am Arbeiten halten – schlecht nur, wenn zu wenig Menschen da sind, die diese Therapie auch durchführen könnten.